Kindernotfälle sind ein seltener Einsatzgrund für den Rettungsdienst. Kindernotfälle, welchen eine Kindesmisshandlung vorausgeht, sind dann noch deutlich seltener und im normalen Rettungsdienstalltag kaum sichtbar.
Dennoch gibt es tagtäglich eine hohe Anzahl von Kindesmisshandlungen. Neben einem direkten Kontakt durch den Rettungsdienst, wenn diese Kinder unsere Patienten sind, spielt auch die periphere Wahrnehmung im Einsatzgeschehen und am Einsatzort eine wichtige Rolle, um Kindesmisshandlungen zu erkennen.

Mehrere Faktoren kennzeichnen den Verdacht auf eine Kindesmisshandlung:

Formen der Kindesmisshandlung

  • körperliche Misshandlung (z.B. Schütteltrauma, nicht akzidentelle Verletzungen)
  • Vernachlässigung
  • psychische Misshandlung (z.B. seelische Grausamkeit)
  • sexueller Missbrauch

Schütteltrauma – englisch: Shaken-Baby-Syndrom

  • typisches Alter: im 1. Lebensjahr, meistens im Alter unter 6 Monaten
  • Ursache: massives Schütteln des Kindes mit Festhalten am Brustkorb oder an den Extremitäten
  • typische Symptome: Blutungen zwischen harter und weicher Hirnhaut (Subduralblutungen), diffuse Nervenzellschädigungen im Großhirn und Hirnstamm, sowie Einblutungen in die Netzhaut der Augen (retinale Blutungen)
  • Wichtig: In den meisten Fällen keine äusserlich sichtbaren bzw. nur sehr minimale Verletzungen, so dass auf Grund der eingetrübten / komatösen Bewusstseinslage oft ein Krampfanfall, eine Hirnhautentzündung oder eine Vergiftung im Vordergrund stehen.

nicht akzidentelle Verletzungen – englisch: Non Accidental Injury

  • typische Gewaltformen: stumpfe Gewalt (z.B. Schlagen, Kneifen), halbscharfe Gewalt (Bisse), thermische Gewalt (Verbrühungen / Verbrennungen)

Unfall oder Misshandlung?
Es gibt vier Kriterien zur Einordnung bei Fragestellung:
Lokalisation, Formung, Mehrzeitigkeit und Gruppierung.

Lokalisation:

  • sturztypische Lokalisation – Körperstellen, die hervorstehen (blau gefärbt)
  • nicht sturztypische Lokalisation – auf Misshandlung verdächtig (rot gefärbt)

Formung:
Geformte Hautunterblutungen bilden den Gegenstand ab, durch den sie verursacht wurden. Cave: Keine Entstehung durch Gegenlaufen gegen einen Gegenstand und kein Auftreten durch Schlafen auf einem Gegenstand möglich!

Mehrzeitigkeit und Gruppierung
Das Nebeneinander von unterschiedlichen alten Verletzungen, sowie die Gruppierung mehrerer Verletzungen sind ebenfalls Hinweise auf eine Misshandlung.

Durch den Deutschen Berufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD) und das Institut für Rechtsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde ein Merkblatt, speziell für den Rettungsdienst entwickelt, welches den Umgang mit Kindern, welche eine Kindesmisshandlung erlitten haben, vereinfachen soll.
Auch finden sich hier Infos über den Fortgang nach einer Feststellung einer Kindesmisshandlung:

Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Berufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD).

Quelle:
https://www.dbrd.de
https://www.charite.de

Kindesmisshandlung
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