Sauerstoff (SpO2)
Standarddiagnostik bei beinahe jedem Notfallpatienten ist die SpO2 Messung, oder umgangssprachlich auch „Sättigung“ genannt. Das ist schnellste Apparatediagnostik, die uns in kürzester Zeit ein Ergebnis über den (vermeintlichen) Zustand des Patienten zeigt.
Gemessen wird hierbei die Bindung von Sauerstoff am Hämoglobin im arteriellen Blut. Jedoch misst der SpO2 Sensor tatsächlich nicht, ob wirklich Sauerstoff am Hämoglobin gebunden ist, sondern nur, dass etwas am Hämoglobin gebunden ist. Die Messung erfolgt in Prozent und sollte idealerweise in einem Bereich über 90% liegen. Das heißt, dass mehr als 90% des Hämoglobin im arteriellen Blut Sauerstoff transportiert.

Problematisch ist ggfs. die Fixierung des Rettungsfachpersonals auf diesen Wert, dabei können unterschiedlichen Fehlerquellen zu einem Anzeigen falscher Werte führen.

  • kalte Hände: eine gehemmte Durchblutung der Extremitäten auf Grund kalter Hände führt automatisch zu deutlich schlechteren Werten in der Anzeige
  • Zentralisierung des Patienten: auch hier kommt es zu einer verminderten Durchblutung der Extremitäten -> hier sollten die Begleitumstände dann ein ganz großes Alarmsignal erklingen lassen, wenn plötzlich die Sättigung absinkt
  • Kohlenmonoxidvergiftung: Kohlenmonoxid hat eine deutlich bessere Bindung an Hämoglobin (siehe unten), als Sauerstoff – im Falle einer Intoxikaton mit Kohlenmonoxid werden trotzdem 100% Sättigung angezeigt, obwohl der Patient ein Minderangebot an Sauerstoff hat
  • lackierte Fingernägel / Gelnägel: auf Grund der Funktionsweise der Sp Sensoren, dass eine Lichtquelle auf einen Fotosensor trifft, ist ein lackierter Fingernagel dann natürlich ungünstig

Bei unklaren oder nicht logischen Werten der SpO2 Messung sollte also als erstes auch immer der Patient mitsamt Vorgeschichte betrachtet werden. Wie in vielen anderen Bereich der Notfallmedizin gilt nämlich auch hier: Es wird der Patient behandelt, nicht die Maschine.

Therapie
bei einer Dyspnoe sollte versucht werden, je nach Ursache entsprechend SOP, eine Sättigung zwischen 88 und 95% zu erreichen

Quellen:
https://www.kliniken-mtk.de/cipp/mtk/lib/pub/tt,oid,6355/lang,1/ticket,guest
https://www.medinstrukt.de/die-pulsoxymetrie/

Methämoglobin (SpMet®)
Mittels eines SpMet Sensors werden die Methämoglobinwerte im Blut gemessen.

  • Methämoglobin ist eine Form von Hämoglobin, die weniger Sauerstoff binden kann
  • Methämoglobinämie ist ein Symptom, bei dem der Methämoglobinspiegel im Blut erhöht wird, wodurch die Sauerstoffversorgung des Gewebes beeinträchtigt wird
  • die Verabreichung vieler Medikamente, die üblicherweise in Krankenhäusern verwendet werden – wie Lidocain, Benzocain, Dapson und Nitrate – kann zu erworbenem Methämoglobinämie führen

Methämoglobin wird u. a. bei Vergiftungen durch Oxidationsmittel wie Nitrite und Wasserstoffperoxid oder durch aromatische Amino- und Nitroverbindungen wie Anilin und Nitrobenzol gebildet. Ebenso zählt eine Reihe von Arzneimitteln zu den potenziellen Methämoglobinbildnern: Dapson, Prilocain, Sulfonamide, Nitroglycerin, Nitroprussid und Stickstoffmonoxid (NO).

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SpMet Anzeige von 1.2 – der Wert wird in % angegeben (man beachte den Ruhepuls des untrainierten Rettungsdienstlers)

Symptomatik

  • unter 15 % – keine Beschwerden
  • 15 bis 20 % – leichte klinische Beschwerden, wie Kopfschmerzen und Benommenheit
  • 20 bis 40 % – Übelkeit, Zyanose (Bereits ab einem Methämoglobingehalt von 30 % weist das Blut eine schokoladenähnliche Farbe auf.)
  • 45 bis 70 % – zusätzlich Krampfanfälle, Konfusion
  • über 70 % – der Tod tritt ein

Therapie
Eine toxische oder medikamentös verursachte Erhöhung des Methämaglobinwertes wird mit Methylenblau oder Toluidinblau als Antidot notfallmässig behandelt. Klinisch kann die Methämoglobinämie genannte Erhöhung des Methämoglobinwerte im Blut mittels einer Bluttransfusionen versorgt werden. Ansonsten erfolgt nach Wegfall der auslösenden Noxe eine Normalisierung durch den physiologischen Austausch der Erythrozyten.

Quellen:
https://www.masimo.de/evidence/pulse-co-oximetry/spmet/
https://www.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/m_cc05/ilp/referenzdb/33894.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Meth%C3%A4moglobin#
https://flexikon.doccheck.com/de/Meth%C3%A4moglobin%C3%A4mie

Carboxyhämoglobin (SpCO®)
Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb- und geruchloses Gas, welches ein Nebenprodukt der unvollständigen Verbrennung eines kohlenstoffhaltigen Materials ist. Eine unzureichende Belüftung von Heizquellen, Automobilabgase, defekte Öfen, Methylenchlorid-Exposition (ein industrielles Lösungsmittel, das häufig zum Reinigen und als Verdünnungsmittel verwendet wird), sowie Zigarettenrauch und Rauch von Bränden gelten als CO Quellen.
Die Exposition gegenüber CO erhöht den Spiegel des zirkulierenden Carboxyhämoglobins (COHb) im Blut. Dies liegt daran, dass eingeatmetes Kohlenmonoxid eine im Vergleich zu Sauerstoff etwa 300 mal höhere Affinität zum Hämoglobin aufweist. Daher reicht bereits eine CO-Konzentration von 0,1% in der Einatemluft aus, um etwa 50% des Gesamthämoglobins mit CO zu besetzen.

Die Puls-CO-Oximetrie ist eine kontinuierliche, nicht invasive Methode zur Messung der Konzentrationen verschiedener Blutbestandteile, einschließlich Kohlenmonoxid (SpCO). Die Messungen werden mit einem Sensor vorgenommen, der bei Erwachsenen normalerweise an der Fingerspitze angebracht wird.

Anzeige SpCO

Bereits ein normaler Raucher erhöht seinen Kohlenmonoxidgehalt im Blut deutlich auf Werte von 3 bis 10 % (im Vergleich Bild ganz oben: CO Gehalt eines Nichtrauchers bei 0%), gleichzeitig ist auf Grund der Kohlenmonoxidinhalation der Wert der Sauerstoffsättigung bei 100%!

Symptomatik
Der Referenzbereich für das Carboxyhämoglobin (SpCO) liegt bei 0,4 bis 1,6 %. Bei Rauchern sind Erhöhungen von 3 bis 10 % noch als normal zu betrachten.

  • unter 5 % – evtl. leichte Kopfschmerzen
  • 6 bis 20 % – zunehmende Kopfschmerzen, Luftnot, Kurzatmigkeit
  • 21 bis 30 % – starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit
  • 31 bis 40 % – starke Kopfschmerzen, Brechreiz, Schwindel, Verwirrung
  • 41 bis 50 % – Verwirrung, Synkopen, Tachykardien
  • 51 bis 60 % – Krämpfe, Schock, Apnoe, Koma
  • über 65 % – unmittelbare Todesgefahr

Therapie

  • 0 bis 10 %: O2 Gabe 15l/minFiO2 > 0,8
  • 10 bis 20 %: O2 Gabe 15l/minFiO2 > 0,8 / erwäge CPAP / erwäge Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)
  • über 20 %: O2 Gabe 15l/minFiO2 > 0,8 / CPAP / erwäge Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)

Quellen:
https://www.masimo.de/technology/co-oximetry/spco/
https://rettungsdienst.rhein-kreis-neuss.de/wp-content/uploads/2018/10/GemRDKomp2018-CO.pdf
https://flexikon.doccheck.com/de/Carboxyh%C3%A4moglobin?utm_source=www.doccheck.flexikon&utm_medium=web&utm_campaign=DC%2BSearch

Die SpO2 / SpMet / SpCO Messung

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